Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung
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Internationales Pfadfindertreffen in Hermannstadt


Zwischen dem 13. und 23. Juli fand in Siebenbürgen, im Rahmen der Veranstaltungen zum Kulturhauptstadtjahr in Hermannstadt, ein internationales Pfadfindertreffen statt, an dem pfadfinder-hermannstadt2007_250Pfadfinder aus den Ursprungsländern der Siebenbürger Sachsen teilnahmen. Die Pfadfinderzentrale in Genf hatte eingeladen auf Initiative von Dipl.-Ing. Hans-Christian Habermann, der dieses Treffen auch finanziert hat. Da zeitgleich ein Welttreffen der Pfadfinder in England stattfand, kamen sechzig Pfadfinder aus Frankreich, Belgien, Luxemburg und Deutschland, die sich mit dreißig rumänischen Pfadfindern trafen.

Primäres Ziel des Pfadfindertreffens war das Kennenlernen der von den Vorfahren der Pfadfinder in Siebenbürgen kultivierten Landschaft, zudem der Europäischen Kulturhauptstadt Hermannstadt nebst Umgebung. Zum Abschluss der Veranstaltung fand ein Treffen mit Schülern der Brukenthalschule statt. Diese hatten an einem Wettbewerb über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen teilgenommen und konnten daher einen landeskundlichen Beitrag leisten. Maßgebliche Unterstützung erfuhr dieses internationale Treffen seitens des Jugendforums Hermannstadt, des Vereins Europäisches Jugendbegegnungszentrum Kirchenburg Holzmengen e.V. des Evangelischen Jugendzentrums in Birthälm, der Stiftung „Ars Transilvaniae“ mit ihrem Sitz in der Burg von Kelling und der für Jugendangelegenheiten zuständigen Kreisdirektion in Hermannstadt.

Die Veranstaltung fand im Zeichen des hundertjährigen Jubiläums der Pfadfinderorganisation statt. Die Bewegung der „Scouts“, also der Pfadfinder, ist im Jahre 1907 entstanden. Ihr Begründer war Lord Baden Powell, ein britischer General. Im Laufe der Jahre entwickelten sich die Scouts zur größten Jugendorganisation der Welt mit heute 28 Millionen Mitgliedern aus 215 Ländern. In Rumänien gibt es 2 500 Pfadfinder in 65 Zweigstellen. Die Pfadfinder sind angehalten, Körper und Geist zu stärken, sich im gleichen Maße auch an Werten wie Selbstlosigkeit, Selbstachtung, Selbstdisziplin und menschliche Solidarität zu orientieren.

Die Eröffnung des internationalen Pfadfindertreffens fand am 13. Juli in feierlichem Rahmen am Großen Ring statt. Zu den Festrednern gehörte die Projektleiterin Anca Darabant, Mitglied im Nationalrat der Pfadfinder, der Vor­sitzende des Stiftungsrates der Siebenbürgisch- Sächsischen Stiftung in München, Hans-Christian Habermann, ohne dessen Einsatz und finanzielle Unterstützung diese Zusammenkunft nicht möglich gewesen wäre, Bürgermeister Klaus Johannis und Frau Bianca Nesiu, Vorsitzende des rumänischen Jugendrates.

Bezogen auf Siebenbürgens Siedlungsgeschichte sprach Hans-Christian Habermann in seinem Grußwort von einem seinerzeitigen „Vereinten Europa“. Bei der Eröffnungsfeier wurde auch eine Grußbotschaft von König Carl XVI. Gustaf von Schweden verlesen, der für diese völkerverbindende Initiative Worte der Anerkennung fand. Nach der Vorführung der einzelnen Teilnehmergruppen, die sich ihrerseits mit einer Kurzansprache an die Teilnehmer wandten, wurden am Ende dieser Zeremonie hundert Friedensbotschaften mit Luftballons losgelassen. Nach der feierlichen Eröffnung wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen geteilt, deren eine sich das Ziel setzte, binnen vier Tagen zwei Ortschaften (Birthälm und Kelling) mit ihren Kirchenburgen zu erkunden. Mittels interaktiver Spiele traten die Pfadfinder in Kontakt mit den Einheimischen, der Kultur und Geschichte. Das Hauptaugenmerk galt den siebenbürgischen Wehrkirchen.

Besonders große Resonanz erfuhr das Foto-Video-Atelier, das den Teilnehmern Gelegenheit bot, die Schönheit Siebenbürgens, respektive das multikulturelle Gefüge in hochwertigen Aufnahmen festzuhalten. Die gelungensten Fotografien wurden während eines Straßenfestivals in Hermannstadt ausgestellt und sollen in Form einer Wanderausstellung in den Herkunftsländern der Pfadfinder gezeigt werden.

Der im Laufe des Pfadfindertreffens gedrehte Videofilm wurde beim Abschlussfestival vorgeführt und kann im Internet angesehen werden (http://coc2007.rovernet.eu/index.php).

In der ersten, viertätigen Projektetappe wurden mittelalterliche Wurf- und Belagerungswaffen (Katapulte, hölzerne Pferde, Sturmböcke) nachgebaut, die während des Straßenfestivals und bei anderen Veranstaltungen vorgeführt wurden. Parallel wurden mittelalterliche Tänze eingeübt. Andere Teilnehmer faszinierte die Vorführung bäuerlichen Handwerks: In Kelling konnten sie sämtliche Arbeitsgänge bei der Herstellung von Schmiedearbeiten live erleben oder aber sich ein Bild von der Bedeutung der Holzverarbeitung im ländlichen Bereich machen.

Ein Schwerpunkt des Projektes war das Wanderprogramm auf verschiedenen Routen. So konnten auch die benachbarten Gemeinden von Birthälm und Kelling näher kennen gelernt werden. Dem besseren gegenseitigen Kennenlernen der Teilnehmer untereinander dienten die „Internationalen Abende“. Hier wurden spezifische Nationalgerichte aus den Herkunftsländern der Pfadfinder serviert, Lieder in den jeweiligen Sprachen gesungen und Nationaltänze vorgeführt.

Vor dem Hintergrund, dass das Pfadfindertum schon seit jeher gemeinnützige Aufgaben wahrgenommen hat, und in Anbetracht der kulturhistorischen Bedeutung der Wehrkirchen der Siebenbürger Sachsen ist das von Anca Darabant bis ins Detail vorbereitete Projekt von Beginn an so konzipiert gewesen, dass auch dieser Tätigkeitsbereich berücksichtigt worden ist. So hatten die Pfadfinder unter der Anleitung und Aufsicht der Verwalter der Kirchenburg von Birthälm und der Gräfenburg von Kelling die Gelegenheit, verschiedene Instandhaltungs- und Säuberungsarbeiten selber durchzuführen. Bei dieser Gelegenheit sei hervorgehoben, dass Winfried Ziegler, Geschäftsführer des Hermannstädter Jugendforums und vor Ort Vertreter der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung, den Organisatoren in allen Vorbereitungsphasen des Projektes tatkräftig zur Seite stand.

Nach den in verschiedenen Ortschaften verbrachten Tagen trafen sich alle Pfadfinder in Hermannstadt, um in diversen Spielen die Stadt zu erkunden. Auch ein Tagesausflug nach Schäßburg war Teil des Besichtigungspro­gramms. Während ihres Hermannstadt-Aufenthaltes „entdeckten“ die Pfadfinder im Jungen Wald das Museum der traditionellen Volkszivilisation „Astra“. Hier trafen sie sich mit zwanzig Schülern des Brukenthal-Gymnasiums, die ihre Kenntnisse über die Geschichte Siebenbürgens, der Siebenbürger Sachsen und deren Kultur den interessierten Teilnehmern weitergeben konnten.

Ein unvergessliches Ereignis dieser Abschlussveranstaltung war ein großes Festmahl im „Hanul Batrânilor“ auf dem Areal des Freilichtmuseums, zu dem der Stiftungsrat-Vorsitzende Hans-Christian Habermann, die Teilnehmer des Pfadfindertreffens eingeladen hatte. Zu den Ehrengästen zählte Prof. Dr. Paul Philippi, der eine instruktive Ansprache über die Geschichte Siebenbürgens hielt. Als die Pfadfinder aus Luxemburg bei dieser Gelegenheit auf die Ähnlichkeit ihrer Sprache mit der sächsischen Mundart aufmerksam gemacht wurden, erhoben sie sich vom Tisch, um sich bei den Kundigen zu diesem Thema zu informieren.

Beim Straßenfestival in Hermannstadt, für das sämtliche Teilnehmer mobilisiert wurden, konnte man verschiedene Ausstellungen und Stände besichtigen, an denen typische Erzeugnisse aus den Herkunftsländern der Pfadfinder präsentiert wurden. Daneben wurden auch Spiele und Wettbewerbe vorgeführt. Die lebhafte Straßenstimmung verlagerte sich am 21. Juli auf den Großen Ring, wo zwischen 21 und 22 Uhr die Abschlussfeierlichkeit vor rund tausend Zuschauern stattfand. Es gab eine künstlerische Darbietung der Teilnehmer des Pfadfindertreffens, Ansprachen seitens der Projektleiter. Hans-Christian Habermann überreichte den Pfadfindern Teilnehmerurkunden. Zum Schluss wurde der Film vorgeführt, der die diversen Aktivitäten des zehntätigen Projektes dokumentierte.

Umfragen zufolge wollen sowohl die Veranstalter als auch die Teilnehmer an den Veranstaltungsorten Birthälm und Kelling sowie am Rahmenprogramm festhalten. Als Verbesserungsvorschläge erwägen die Organisatoren die Repräsentanz mehrerer europäischer Länder, einen längeren Aufenthalt außerhalb der Stadt, mehr Zeit für Erkundungswanderungen und mehrere gemeinsame Aktivitäten mit den Dorfbewohnern.